
Die wenigen der Jünger, die noch da waren am jenem Freitagnachmittag, zur neunten Stunde, haben einen zum Tode erschöpften Menschen auf dem Kreuze sterben gesehen, vielleicht in tiefem Mitleid und tiefer Trauer. Dann zogen sie sich zurück und nur einige Frauen waren Zeugen der Grablegung. Zeit hatten sie aber keine mehr um sich um den Leib des Verstorbenen anzunehmen und Ihm die letzte Grabespflege zu erteilen. Das war ihre vorgesehene Aufgabe am Tage nach dem Pessahfest, dem Osterfest der Juden.
Darum pilgerten sie auch schon, in aller Frühe, so wie es uns Markus schreibt , des anderen Tages, am Hügel empor zum Grab des „Rabbounis“ des geliebten Meisters.
Aber der Plan Gottes ist nicht immer dem Plan der Menschen gemäß, und so war es auch an jenem Morgen. Sie fanden nur ein leeres Grab mit einem Jungen, in Weiß gekleidet, wahrscheinlich von einer andern Welt, der ihnen nur eines sagen konnte : „Er ist nicht mehr hier… geht zu den Jüngern und hauptsächlich zu dem Petrus und sagt ihnen die Wahrheit : Er, Jesus, der Gekreuzigte, ist auferstanden ! Er ist nicht mehr hier, aber Er wird euch vorangehen und auf euch warten in Galiläa.“ Vom Schrecken erschüttert, flohen sie weit weg und sagten niemanden was von dem, was sie erlebt hatten an jenem ersten Ostermorgen.
Aber warum hat ihnen der geliebte „Rabbouni“ sowas angetan und ist Er auferstanden lang bevor sie zum Grabe kamen, ohne auf sie zu warten, ihnen, die Ihn gehegt und gepflegt haben drei Jahre lang ? Die Antwort ist einfach : weil eben der Plan Gottes nicht immer mit unsern menschlichen Plänen übereinstimmt. Und das kommt öfters vor, und das gefällt uns ganz wenig !
Aber an jenem Morgen lebten die guten Frauen noch in in einer anderen Welt, und zwar der alten Welt, die aber am Karfreitag mit dem Herrn am Kreuze starb und verging !
Am Ostermorgen, beim ersten Tageslicht, begann eine neue Welt mit dem auferstandenen Heiland, dem neuen Adam, dem Menschensohn und Gottessohn.
Den neu Auferstandenen kann man nicht mehr mit leiblichen Augen sehen, das braucht man auch nicht. Nur der Glaube kann uns in seine Nähe und Gegenwart bringen, der Glaube an sein Wort : „Zerstört diesen Tempel und am dritten Tag werde Ich ihn wieder aufbauen “. Und hier liegt der Grundstein des neuen Testamentes und des neuen Bundes : in seinem Leib und Blut, in seinem Tod und seiner Auferstehung, und hier liegt der Grundstein unseres Glaubens und unserer Gemeinschaft : „Deinen Tod, oh Herr ! verkünden wir und deine Auferstehung preisen wir, bis wir Dich wieder sehen bei deiner Rückkehr in Herrlichkeit !“
Während dieser ganzen Zeit pilgert Er, der Auferstandene, mit uns, genau so wie er es getan hat mit seinen Jüngern. Nur ist Er und bleibt Er unsichtbar und nur im Glauben können wir Ihn sehen, und beim Brechen des Brotes !
Jean-Pierre FREY